AGBoden:Methode 6.1

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Standortgebundenes landwirtschaftliches Ertragspotential (AEpot) als relative Meßzahl nach RICHTER (1988), bezogen auf Kulturart Wintergerste

Abb. 21: Flussplandiagramm dieser Methode


QUELLEN

Sekundärquelle: AD-HOC-AG BODEN (2000): Methodendokumentation Bodenkunde. Auswertungsmethoden zur Beurteilung der Empfindlichkeit und Belastbarkeit von Böden. – HENNINGS, V. (Koord.), 2. Aufl., Geol. Jb. SG 1; Hannover.

Primärquelle:

  • RICHTER, U. (1988): Ermittlung des Ertragspotentials ackerbaulich genutzter Standorte aus Parametern der Bodenkundlichen Standortkarte von Niedersachsen. - Diplomarbeit am Institut für Bodenkunde und Bodenerhaltung der Justus-Liebig-Universität Gießen (unveröffentl.).
  • RICHTER, U. & ECKELMANN, W. (1993): Das Ertragspotential ackerbaulich genutzter Standorte in Niedersachsen - Beispiel einer Auswertungsmethode im Niedersächsischen Bodeninformationssystem NIBIS. - Geol. Jb., F 27: 197-205.



EINGANGSDATEN

An allen Standorten:

  • Bodentyp
  • Bodenart
  • Rohdichte, trocken oder effektive Lagerungsdichte
  • Horizontsymbol
  • bei Podsolen: Verfestigungsgrad des B(h,s)-Horizonts


Bei Gleyen
zusätzlich zu obigen bodenkundlichen Eingangsdaten:

  • Grundwasserstandsdaten: MHGW, MGW oder MNGW;
    alternativ: Tiefenlage der Go- oder Gr-Obergrenze
  • Niederschlag im Sommerhalbjahr
  • potentielle Evapotranspiration nach HAUDE im Sommerhalbjahr


Bei Pseudogleyen
zusätzlich zu obigen bodenkundlichen Eingangsdaten:

  • Niederschlag im Sommerhalbjahr
  • potentielle Evapotranspiration nach HAUDE im Sommerhalbjahr
  • Staunässestufe


Bei Hoch- oder Niedermooren
zusätzlich zu obigen bodenkundlichen Eingangsdaten:

  • Grundnässestufe


Bei allen sonstigen (= terrestrischen) Bodentypen
zusätzlich zu obigen bodenkundlichen Eingangsdaten:

  • Humusgehalt



VERKNÜPFUNGSREGELN

An allen Standorten: 1.1, 1.3, 4.4, 8.1;

Bei Gleyen:
1.1, 1.3, 1.15, 3.9, 3.10, 4.4, 8.1;

Bei Pseudogleyen:
1.1, 1.3, 1.15, 3.9, 3.10, 4.4, 8.1;

Bei Hoch- und Niedermooren:
4.4, 8.1;

Bei allen sonstigen (= terrestrischen) Bodentypen: 1.1, 1.11, 4.1, 4.4, 8.1.



ERLÄUTERUNGEN

Das Verfahren schätzt das standortgebundene landwirtschaftliche Ertragspotential mittels einer Regressionsgleichung unter Verknüpfungsregel 8.1, die die effektive Durchwurzelungstiefe, den nach der Tiefe gewichteten Tongehalt des Profils sowie die bodenkundliche Feuchtestufe als Eingangsdaten benötigt.

Resultat des Verfahrens nach RICHTER ist eine relative Meßzahl, die den bei durchschnittlicher Bewirtschaftung ohne Beregnung erzielbaren Durchschnittsertrag widerspiegelt.

Grundlage der von RICHTER abgeleiteten Regressionsgleichung waren in dt/ha angegebene Ertragsdaten für Wintergerste aus den 70er Jahren. Bedingt durch die Anhebung des Ertragsniveaus durch Züchtung neuer Sorten etc. sind die Ergebnisse nicht als absolute Ertragsprognosen, sondern nur als relative Ertragsmeßzahlen zu interpretieren.

Eine Einstufung des gemäß Verknüpfungsregel 8.1 ermittelten Ertragspotentials kann sich an der Datengrundlage der Arbeit von RICHTER orientieren. Danach umfaßte eine Stichprobe, die fast das gesamte Spektrum niedersächsischer Standorttypen beinhaltete, eine Ertragsspanne von 25 bis 60 dt/ha. Zur qualitativen Bewertung der Zielgröße wird dieses Intervall in 7 Klassen gleichen Umfangs geteilt.

Bei Verknüpfungsregel 4.4 zur Ermittlung der bodenkundlichen Feuchtestufe steht am Anfang eine Fallunterscheidung nach Bodentypen, bei der in Gleye, Pseudogleye, Hoch- und Niedermoore sowie alle sonstigen Bodentypen differenziert wird. Diese vier Fälle unterscheiden sich in den benötigten Eingangsdaten und Verknüpfungsregeln. Im folgenden Flußplandiagramm ist der Verfahrensgang für Gleye mit durchgezogenen Linien dargestellt; Alternativen im Falle anderer Bodentypen sind durch gestrichelte Linien angedeutet.



ERGEBNIS

Metrisch skalierter Kennwert (z.B. "47 dt/ha")



MASSSTABSEIGNUNG

Für kleinmaßstäbige Übersichtsdarstellungen (≤ 1 : 200.000)



EINSCHRÄNKUNGEN

  • Nur gültig für aktuell bereits ackerbaulich genutzte Standorte.

  • Die Ableitung der Grundwasser-Stufe als Vorstufe zur Ermittlung der bodenkundlichen Feuchtestufe kann bei Verwendung der Tiefenlage der Obergrenze von Go- oder Gr-Horizonten als Eingangsdaten bei fossilen Gleyen späterer Grundwasserabsenkung zu Fehlinterpretationen führen.

  • Die Einbeziehung klimatischer Parameter beschränkt sich auf hygrische Einflüsse, während thermische Einflüsse unberücksichtigt bleiben. U.a. aus diesem Grund erfordert die Anwendung des Verfahrens auf Standorte > 300 m ü. NN eine höhenabhängige Korrektur.

  • In der Datenbasis von RICHTER waren die Bodengesellschaften norddeutscher Jungmoränengebiete nicht vertreten. Eine Übertragung des Verfahrens auf Böden aus weichselglazialen Sedimenten bedarf einer vorherigen Überprüfung.

  • Die Anwendbarkeit von Veknüpfungsregel 4.4 zur Ermittlung der bodenkundlichen Feuchtestufe ist auf Klimaregionen begrenzt, in denen der Überschuß der klimatischen Wasserbilanz im Sommerhalbjahr nicht mehr als 200 mm beträgt

  • Verknüpfungsregel 4.4 zur Ermittlung der bodenkundlichen Feuchtestufe und damit die gesamte Auswertungsmethode besitzt nur Gültigkeit für Hangneigungen < 9 %, d.h. bis einschließlich Neigungsstufe 2.



DATUM

März 1993



STATUS

Im Niedersächsischen Landesamt für Bodenforschung programmiert und zur digitalen Erstellung bodenkundlicher Auswertungskarten eingesetzt. Bestandteil der MeMaS-Software.



ABBILDUNG




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